Integrierte Entwurfs- und Betriebsmethodik für Offshore-Megastrukturen

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Moderne Offshore-Windenergieanlagen sollen einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten. Zukünftige Anlagen werden dabei deutlich größer sein als heutige: über 300 Meter Gesamthöhe und mit Rotoren von mehr als 280 Metern Durchmesser. Damit unterliegen sie kaum bekannten Einwirkungen und Bedingungen, die sich in Höhen von über hundert Metern ausbilden können. Aufgrund ihrer Abmessungen und der dafür nötigen filigraneren Bauweise werden Umgebungseinflüsse, aber auch Interaktionen einzelner Bauteile untereinander relevanter. Heute etablierte Methoden für Entwurf und Betrieb von Windenergieanlagen sind für Bauwerke dieser Größe nicht mehr anwendbar. Daher werden im Sonderforschungsbereich (SFB) 1463 „Integrierte Entwurfs- und Betriebsmethodik für Offshore-Megastrukturen“ an der Leibniz Universität Hannover neue Konzepte entwickelt.

Für den Betrieb zukünftiger Windparks sind für jede einzelne Anlage während der gesamten Lebensdauer präzise Informationen über den Zustand und das dynamische Verhalten der Tragstruktur und der Rotorblätter sowie Kenntnisse über die Auswirkungen sich ändernder Umgebungs- und Betriebsbedingungen erforderlich. Klassische Simulationsmodelle sind in der Regel identisch für alle Anlagen in einem Windpark und fokussieren vor allem auf die Tragfähigkeit. Aspekte wie Fertigung, Installation sowie Betrieb und Rückbau werden hingegen nachrangig berücksichtigt.

Die in der ersten Förderperiode erzielten Fortschritte haben die DFG überzeugt, den SFB 1463 für weitere vier Jahre zu fördern. Unter anderem haben die Forschenden bisher einen ersten digitalen Zwilling bereitgestellt, der die einhergehenden Belastungen – Einwirkungen von Luft-, Wellen- und Strömungskräften sowie die Interaktion mit dem Meeresboden – berücksichtigt, denen Megastrukturen im Meer ausgesetzt sind. Dabei haben sie große Fortschritte auf dem Weg zur Echtzeitfähigkeit des nichtlinearen Modells erzielt. Außerdem haben sie neue Methoden entwickelt, um Schäden früh zu erkennen. Diese basieren auf Algorithmen des maschinellen Lernens, die durch physikalisches Wissen verstärkt werden.

In der zweiten Förderperiode liegt der vorrangige Schwerpunkt auf der Validierung und Verifikation der neu entwickelten Methoden. Die Forschung wird unter anderem im während der ersten Förderperiode neu ausgebauten und weltweit einzigartigen Großen Wellenströmungskanal (GWK+) des Forschungszentrums Küste in Hannover durchgeführt. Zudem finden Messungen an einem neuen Onshore-Forschungswindpark sowie in einem Offshore-Windpark statt.

Für den Sonderforschungsbereich 1463 „Offshore-Megastrukturen" haben sich fünf Forschungseinrichtungen unter der Leitung der Leibniz Universität Hannover zusammengeschlossen. Neben der LUH sind die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt sowie die Technischen Universitäten Braunschweig, Darmstadt und Dresden beteiligt. An der Leibniz Universität sind die Fakultäten für Bauingenieurwesen und Geodäsie, für Maschinenbau und für Mathematik und Physik involviert. Ein Großteil der beteiligten Institute der Leibniz Universität Hannover und der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg sind bereits im Forschungsverbund ForWind vernetzt. Der SFB wurde bereits von 2021 bis 2024 mit rund 8,5 Millionen Euro gefördert. Die zweite Förderperiode läuft vom 1. Januar 2025 bis zum 31. Dezember 2028. Eine weitere Verlängerung bis 2032 ist möglich.